Die Stadt in unserem Rücken, zunächst noch eine flirrende Silhouette am Horizont, schwindet aus dem Blick. Auf einer gut ausgebauten Straße geht es mit dem Auto hinaus in das Abenteuer Wüste, um uns herum nur noch Sand, soweit das Auge reicht. Links und rechts erinnern Grünstreifen mit Bewässerungssystem daran, dass wir die Zivilisation nicht ganz verlassen haben – die Verbindung noch nicht abgerissen ist.
Von Abu Dhabi aus, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, führt uns unsere heutige Reise hinaus ins legendäre „Leere Viertel“, in die Rub al-Khali Wüste. Mit rund 650.000 qkm gilt sie als die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt. Nach einer Stunde Fahrt werden die Sanddünen um uns herum von einem rötlichen Schein umgeben und türmen sich höher und höher. Hinter einer einsamen Tankstelle macht der Fahrer plötzlich einen U-Turn, um nach wenigen Metern in eine Abzweigung einzubiegen. Von nun an folgen wir einem kurvigen Weg Kilometer um Kilometer weiter in die unwirtliche Landschaft hinein, bis sich unvermittelt rechter Hand die erdfarbenen Türme einer grandiosen Wüstenfestung erheben.
Wüstenfestung
Die Tore der Festung öffnen sich und das Anantara Qasr al Sarab gewährt unserer kleinen Reisegruppe Einlass. Das imposante Foyer wirkt wie der Empfangssaal eines Herrscherpalasts aus 1001 Nacht. In das Plätschern eines Brunnens mischen sich leise und sanft die Klänge orientalischer Musik. Man heißt uns herzlich willkommen und reicht uns Datteln sowie ein erfrischendes Datteljoghurt-Getränk. In den Mauern dieses Forts versteckt sich nämlich ein Wüstenhotel, das mitten aus dem Nichts wie eine Fata Morgana erscheint und eine Oase mit sprichwörtlicher arabischer Gastfreundschaft verkörpert, die das luxuriöse Übernachten in der Wüste möglich macht
Luxuriöses Wüstenhotel - Anantara Qasr al Sarab
Ganz gespannt bin ich auf unser Zimmer im Anantara Wüstenhotel in der Kategorie Deluxe Terrace. Und ich werde nicht enttäuscht – auf der riesigen Terrasse mit umlaufendem Sofa schweift mein Blick zunächst ganz gebannt über die weite Sandwüste. Das Zimmer ist wie erwartet luxuriös ausgestattet mit großer, runder Badewanne, extra Dusche und natürlich fehlt auch der Turn Down Service am Abend nicht.
Wüstenhotel Qasr al Sarab - Deluxe Terrace Room
Den Rest des Tages, vor allem bedingt durch die heißen Außentemperaturen, verbringe ich am perfekt temperierten Pool. Zum Glück reichen die Poolboys den Gästen auf den Sonnenliegen ab und an kühle Tücher oder bieten an, das Gesicht mit Wasser zu besprühen. Auf Wunsch werden sogar Sonnenbrillen gereinigt – wo bitte gibt es sonst noch so einen Service? In der Wüste übernachten heißt hier nicht auf den geringsten Luxus verzichten müssen.
Aussicht auf die Wüste
Um das Abenteuer Wüste vollständig zu machen, bietet das Wüstenhotel Jeepfahrten, Kamelreiten, Touren mit Fat Bikes und Wanderungen. Alle Aktivitäten finden in den frühen Morgenstunden zwischen 5 und 9 Uhr statt oder abends ab 17 Uhr. Dann sind die Temperaturen erträglich und die Lichtverhältnisse für Fotos optimal.
Karawane zum Kamelreiten
Unser erstes Abenteuer in der Wüste startet am frühen Abend, wo uns unser persönlicher Guide mit seinem 4x4 Jeep vor den Türen des Wüstenhotels erwartet. Der junge Taj kommt aus Pakistan und startet die Fahrt in die Sandwüste mit einem leichten Dune Bashing, einem übermütigem Wellenreiten per Jeep durch die Dünen. Die ganze Mannschaft wird etwas durcheinandergewirbelt, amüsiert sich aber köstlich dabei.
Langsam sinkt die Sonne und mit ihr die Temperaturen, so dass sich das Aussteigen angenehm anfühlt, als wir an unserem Halt ankommen. Ich beginne, die Dünen zu erklimmen mit dem Ziel, die höchste Düne in unmittelbarer Nähe bei Sonnenuntergang erreicht zu haben. Kein leichtes Unterfangen, denn wenn ich im weichen Sand einen Schritt nach oben mache, sinke ich gleich darauf gefühlt wieder einen Meter nach unten.
Schatten in der Wüste
Taj erklärt auf Englisch, wie sich bestimmte Pflanzen den rauen Lebensbedingungen in der Wüste angepasst haben. Das Wüstenareal ist größtenteils geschützter Nationalpark und darf unter Auflagen durch das Hotel genutzt werden.
Beim Wandern auf einer roten Düne ertönt plötzlich das Geräusch eines niedertourigen leisen Motors. Weit und breit ist in dieser Naturlandschaft aber weder Mensch noch irgendein Gerät oder Fahrzeug zu sehen. Was kann das sein – hier im Nirgendwo? Tourguide Taj klärt uns auf, dass es tatsächlich nur das Knirschen des Sandes ist, was beim Gehen entsteht. Die eisenhaltigen roten Sandkörner reiben aneinander und lassen so die ungewöhnlichen Töne erklingen.
Weit und breit nichts - nur unser Jeep steht einsam in der Wüste
Die höchste Düne können wir nicht direkt erklimmen, sondern wir besteigen mehrere kleine Dünenkämme, um uns langsam nach oben zu kämpfen. Wer hätte gedacht, dass das so anstrengend ist! In den Trinkpausen genießen wir den Blick in die rote Sandlandschaft. Nach einem letzten Anlauf ist es geschafft – wir verschnaufen auf dem allerhöchsten Kamm der Umgebung. Was für ein Blick, was für eine erhabene Ruhe so weit oben. „Was Gott für Schönheit auf der Erde für die Menschen erschaffen hat, ist erstaunlich“, wirft Taj ein. Auch er ist jeden Tag aufs Neue gebannt, welche faszinierenden Strukturen der Wüste sich vor ihm ausbreiten.
Geschafft - die höchste Düne ist erklommen
Als es auch die letzten Nachzügler auf den hohen Kamm geschafft haben, genießen wir alle gemeinsam die Strahlen der untergehenden Sonne über der Wüste. Dann geht es wieder hinab, viel schneller als bergan, da ich mit der Schwerkraft mehr herunterrutsche und gleite als kontrolliert laufe.
Abstieg von der Wüstendüne
Taj kommt uns mit dem Jeep etwas entgegengefahren, doch auf einmal steckt das Auto fest. Im weichen Sand bekommen die Reifen keinen Halt mehr. Mehrere Manöver unseres Fahrers führen zu nichts und ganz heimlich sehen wir uns schon in der Wüste übernachten. Sollten wir doch schnell noch mal die Wasservorräte checken? Die männlichen Tourteilnehmer bieten ihre Hilfe an, doch Taj lässt sich nicht beirren. Routiniert lässt er etwas Luft aus den Reifen ab und versucht es dann noch einmal. Nun gelingt es ihm, das Fahrzeug freizubekommen und wir können durch die Dunkelheit die Heimfahrt zum Wüstenhotel antreten.
Kameltreiber
Was für ein grandioses Abenteuer in der Wüste. Das kann selbst das Dinner unter dem Sternenhimmel oder der Kamelausritt am nächsten Morgen nicht mehr toppen und auch nicht der extra Abstecher, den Taj mit uns zu den Falken und Hunden unternimmt. Die Kinder hat es aber sehr gefreut, auch die Tiere noch bestaunen zu dürfen. Uns bleibt das Anantara Wüstenhotel Qasr al Sarab in allerbester Abenteuererinnerung für ein Übernachten in der Wüste!